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Loslassen die 109

Heute möchte ich sehr gerne über das Loslassen schreiben. Dazu gibt es ja wirklich jährlich gefühlte 7232 Artikel, Bücher & Co. Anfangs habe ich sie gekauft, gelesen, studiert, bearbeitet, reflektiert … naja was eben so möglich ist. Dann habe ich sie losgelassen, ha! Ich fand auch lange keiner Erleichterung im loslassen, außer das ich mich ohnehin bereits nackt fühlte, weil ich dachte „Was zum Teufel soll ich denn noch loslassen?“

Ich war immer super schnell im loslassen von allem möglichem „Müll“ zu Hause wie Kleidungsstücke die mir nicht mehr gefallen haben oder alten Glückwunschkarten oder auch ein Highlight, ich war immer super schnell im loslassen von Krimskrams von (Ex) Freunden. Einer von Ihnen hat sich einmal beschwert und gemeint „würdest Du bitte wenigstens 24 Stunden warten, bevor du alles von mir entsorgst um zu schauen ob wir uns nicht wieder vertragen!“. In der Realität war er draußen bei der Tür und ich als aller erstes hatte ich eine Mülltüte genommen und „ratzifatzi“ alles weg geschmissen was noch so zu Hause bei mir herum lag. Also ich glaube seine Zahnbürste oder allgemein seine Toilettenartikel habe ich damals sicherlich gute 10x weg geworfen. Tja, wer zu spät kommt, den fressen bekanntlich die Hunde. In meinem Fall der Müllcontainer.

Andere Dinge wie z.B. nicht unbedingt förderliche Glaubensätze in meinem Leben, hui an denen habe ich festgehalten. Kennt jemand die Szene aus Herr der Ringe? Wo der weiße Zauberer in der Höhle auf der Brücke steht und dem Drachen den Weg versperrt und schreit „Du kommst hier nicht weiter?“. Wer jetzt glaubt ich war der Drache, weit gefehlt. Nicht das ich nicht manches Mal große Ähnlichkeit mit einem Drachen hätte. Aber ich war der weiße Magier, der dem Leben, meinem Leben entgegen brüllt „Du kommst hier nicht weiter!“. Kindlich getarnte Selbstsabotage. Kindlich, naja wegen dem Bild des Zauberers und des Drachen. Jedoch mit großer Wirkung. Denn ich kam teils wirklich nicht weiter.

Aber zurück zum Loslassen. Wann lassen wir los? Wann zahlt es sich nicht mehr aus festzuhalten? Ich fand das persönlich immer schwierig. Wenn mir eine Beziehung so am Nerv ging oder besser gesagt der Mensch. Und ich wütend und traurig und lustlos war weiter zu kämpfen. Gut, emotional war ich ohnehin meist schon einmal um den Globus weg gelaufen. Die Hülle war aber noch da. Meine Hülle. Man sagt ja oft, dass man loslassen soll, was einem nicht gut tut. Aber dann lässt man los und dann erscheinen diese Geister der vergangenen Ex Freunde immer wieder und schauen rührselig und geknickt durch das Guckloch der Türe. Und wir denken … Halt! Stopp! Bitte stoppen Sie diesen Gedanken. Denken Sie lieber „ne, ne, ne, ne, ne oder weg, weg, weg, weg!“ Öffnen Sie auf keinen Fall die Türe. Was auch immer hilft … Behängen Sie Ihre Türe mit … einem anderen Namensschild, tun Sie so als ob Sie … verzogen sind.

Darf ich hier kurz stoppen um Ihnen eine persönliche Impression zu erzählen. Vor Jahren war ich mit einem Mann zusammen. Gut, ich möchte ehrlich sein. Zusammen?, im Nachhinein wohl eher bekannt. Mann?, naja. In jedem Fall waren für ein Wochenende in meinem absoluten Lieblingshotel, an meinem Lieblingsplatz. Und bevor Sie es sagen oder denken. Ja, komplett doof. Wer macht denn so was. Darf ich vorstellen. Ich! Wir beschlossen sogar eine Nacht länger zu bleiben. Doch bereits am Morgen des Verlängerungstages klagte er über massive Bauchschmerzen. War immer wieder länger weg … angeblich am WC? Lief mit einem eeeelendslangen Gesicht herum und klagte über Schmerzen. Unternehmen wollte er nichts mehr. Ich ebenso suuuuper sauer. Gut so sind wir also verfrüht abgereist. Er, mit einem Affenzahntempo zurück gefahren. Wie berauschend, verbindend, liebevoll die Heimreise war, können Sie sich glaube ich gut vorstellen. Aber es geht noch weiter, es kommt noch besser, viel besser. Bei mir zu Hause angekommen, packte ich meine Kleidungsstücke gemächlich aus dem gemeinsam gepackten Koffer aus, während wir diskutierten. Zwischen den kommunikativen gegenseitigen Highlights ging ich immer wieder ums Eck ins Bad um alles wegzuräumen, in die Waschmaschine zu packen. Als ich beim x-ten Mal zurück kam, war er nicht mehr im Zimmer. Ich dachte er sei ins Wohnzimmer gegangen, negativ. Danach suchte ich am Klo, negativ. Vorzimmer, negativ. Ich öffnete die Türe zum Gang, negativ. Als ich im Stiegenhaus ein Geräusch wahr nahm. Ich schaute die Stiegen hinunter und sah in abwärts mit dem Koffer in beiden Händen vor seinem Körper laufen. Erinnern Sie sich an die Comicserie „Roadrunner“, ja das kommt dem sehr nahe. Er lief und lief so schnell er wohl konnte abwärts, weg, weg von mir. Das war ein Bild. Zahllose Anrufversuche meinerseits blieben unbeantwortet, Telefon abgestellt. Und er rief auch nicht zurück. Falls Sie jetzt denken, gut der hat sich nie wieder gemeldet. Traut sich doch keiner mehr. Zwerge aus dem Auenland schon. Und zwar über ein Monat später. Und jetzt kommt’s. Irgendwann eröffnete er mir, dass der eigentliche Grund der Abreise ja der sei, dass er sein Moped unbedingt aus der Einfahrt seiner Eltern wegfahren müsse, eigentlich seit gestern, eigentlich dringend. Wie bitte? Jetzt muss man dazu sagen, ich gehöre sehr wohl zu den Menschen die den Unterschied kennen zwischen Motorrad und Moped. Letzteres kann man sehr wohl, gut und gerne auch alleine … wegschieben. Weiteres, warum Du Held rufst Du nicht einfach an und sagst Du kommst später, morgen, irgendwann? Aber ich bekam als Entschuldigung Gläser, Blumen und jede Menge Schwüre. Alles was man also so … NICHT braucht. Darum nochmals. Glauben Sie mir, anderes Türschild aufhängen!!!!
Ich brauche denke ich nicht erwähnen, das man(n) hier loslässt. Gibt es eigentlich eine Steigerungsstufe zu loslassen? Scherz beiseite.

Aber ich glaube mit dem loslassen ist es ähnlich wie mit dem „kämpfen“ für eine Sache, für seine Ziele. Genauso wie man einfach nicht aufhört an seinen Herzenswünschen zu arbeiten, seine Herzensziele zu erreichen, genauso lässt man nicht los, wenn es das Herz sagt. Ich glaube fest an die eigene Intuition oder „inner godness“ und das wir und nur wir immer tief in unserem Herzen wissen wann, was zu tun ist. Herausfordernder ist es sicherlich wenn unser Verstand dazwischen quatsch wie oft bei mir, vielleicht ja auch bei Ihnen? Wenn wir selbst unsere größte Herausforderung sind und wir uns selbst, unsere negativen, blockierenden Gedanken es sind, die es zu „umschiffen“, „besiegen“ gilt. Falls Sie jetzt vermutet, ich hätte des Rätsels Lösung, leider! Aber irgendwie ist alles besser geworden. Der Magier ist weiser geworden und der Drache friedvoller. Und der Roadrunner? Der läuft wohl noch immer.