Zum Inhalt springen

JOYRIDE

Kennt ihr das? – Da ringt man sich im Leben zu einer Entscheidung durch, ist mal gerade so sicher, dass es die richtige war, geht schon mal vorsorglich die ersten Schritte in die neu entschiedene Richtung und dann … „ratzifatzi“ poppt eine ebenso neue verlockende Gelegenheit auf, genau auf dem Weg, den man gerade verlassen hatte und gegen den wir uns gerade mal so entschieden haben. Und jetzt mal ehrlich, was soll denn das? Wozu ist das denn gut? Mein erster Gedanke – da hat jemand im Universum vergessen, die „Spaßunterhose“ auszuziehen und schreit lauthals dabei: „Geh kommen sie gleich mal vorbei zum Test, wir nehmen heute durch „Wie ernsthaft meine ich meine Entscheidungen!“ und weiter … „los, setzten sie sich und ja nicht jammern, ja, das muss jetzt sein!“.

Irgendwie wie am Rummelplatz im Karussell, oder? Kaum ist man aus der öden, mittlerweile müde machenden und kraftzehrenden Attraktion ausgestiegen und taumelt noch etwas benommen in Richtung Ausgang und freut sich schon insgeheim, dass man gleich endgültig weg ist, da tönt es ohrenbetäubend aus dem Hintergrund: „JOYRIDE!, nächste Runde, neues Glück, volles Tempo, noch ein Stück. Jetzt geht’s los, los, steig ein, jetzt ganz anders, verbessert, schwungvoller und total lustig! Los, steig ein, ich verspreche dir, der Knaller, die ersten Runden sind umsonst!“ Was wir zu diesem Zeitpunkt zwar ahnen, aber natürlich nicht sicher sind … „umsonst“, trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zum Schluss und genau den haben wir dann doch  noch  nicht erreicht, oder?

Also kehren wir angelockt um – ich nenne das immer „Verstrickungsangebote“ – und steigen neuerlich ein. Nächste Runde, neues Glück. Letzteres wie gesagt auf Verdacht, aber eher den bösen Verdacht. Und kaum sitzen wir, beschleicht uns bereits das böse Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Ja gut, vertraut und gewohnt ist es und das ist ja irgendwie … nun sagen wir „angenehm“, … allerdings ist es auch unbequem, es passt dann doch nicht ganz so gut, nicht mehr. Und die erste Runde ist noch nicht vorbei, da wissen wir „ich muss da raus, schnell, sehr schnell, nichts wie weg, jetzt!“. Aber  wie heißt es so schön „mit gehangen, mitgefangen!“ und so fahren wir Runde um Runde weiter. Wir schwören uns selbst „nie, niemals wieder“, sitzen aber noch. Wir sinnen: „wenn das Ding stehen bleibt bin ich weg, weit weg, auf nimmer wiedersehen, ich laufe so schnell und weit ich kann, ziehe um, ein neues Bundesland, ein neuer Kontinent, ändere meinen Namen!“. Aber das Karussell steht noch lange nicht. Wir werden angehalten es noch richtig zu genießen, man soll ja schließlich was haben von seinen Entscheidungen, oder?

Dann, endlich, nach gefühlten 93 Runden bleibt es stehen. „Jawohl!“, freuen wir uns und reißen den vermeintlichen Sicherheitsbügel auf „das wars jetzt aber, endgültig, jetzt aber schnell weg!“ Wir laufen Richtung Ausgang, rein ins neue Leben, neues Glück, grüne Wiese, wir fühlen es schon, da tönt es über die Lautsprecher „JOYRIDE!“. Wir schlucken, „und jetzt“?