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Ich bin dann mal weg

Ja, genau, ich gehe weg. Und es fühlt sich gut an. Ich dachte, nachdem ich immer ganz klug und vernünftig darüber schreibe, spring ich jetzt wirklich mal ins Wasser und haue ab. Nein, noch immer nicht die Stein um den Hals und ins Wasser Variante, damit sich einige nicht zu früh freuen. Aber ich gehe weg aus Wien, ziehe um und nein, auch hier bitte nicht zu früh freuen, ich gehe auch nicht ans andere Ende der Welt, eher dann ums Eck der Welt.

Aber es gibt da einen Ort in Österreich (ich habe ja gesagt nicht zu früh und viel freuen), den ich immer im Herze hatte. Und kein Witz, bereits als ich klein war, dachte ich immer, das ich genau dort mal wohnen würde. Als Kind war ich öfters mal dort und es war lustiger weise immer irgendwie mein zu Hause. Ich habe mich dort immer heimelig gefühlt, war immer angekommen und immer so richtig rundum glücklich wenn ich dort war. Als kleiner Zwerg gab es dort so eine spezielle Bäckerei, die immer ganz frisch Knoblauch- und Zwiebelbrot gemacht hat und ich habe es geliebt. Damals ging das ja noch, dass ich mir den ganzen Brotkranz „rein geschmissen“ habe, heute einige Tage später, wäre ich da geruchs- und figurtechnisch bereits vorsichtiger. Und alle die mich wirklich gut kennen, wissen, dass das gerade eine große, dicke Lüge war. Wie heißt der Hit in den Charts im Augenblick? Genau, „Ist mir egal“, exakt ich würde und werde diesen Brotkranz heute noch mampfen – so es die Bäckerei noch gibt.

Also ich gehe weg, sage Tschüßikovski, mache die sprichwörtliche Biege, bin dann mal weg. Und für alle 9mal klugen Psychologen, nein, ich laufe nicht weg, ich laufe hin. Es wird an der Zeit für mich einige alte Türen noch zu schließen und dann auf geht’s durch die neue Türe, damit ich ebenso lauthals singen kann: „Mein Haus, mein Auto, mein Ort, mein usw.“. Ihr merkt schon, ich bin übermütig und freue mich total. Ich freue mich auf mein neues Leben. Die vergangenen Wochen, ja Monate habe ich intensiv daran gearbeitet und ich spüre, jetzt ist die richtige Zeit.

So ein Umzug hat natürlich auch etwas irgendwie „romantisches“, „rüschiges“. Die Idee irgendwo nochmals ganz von vorne zu beginnen, ein neues Buch in die Hand zu bekommen, ein unbeschriebenes Blatt ist einfach ne sehr tolle Idee. Es hat etwas Unschuldiges und jungfräuliches, es lässt alles offen und sagt, ja schreit geradezu „alles ist möglich“. Und das witzige ist, obwohl man sich davor 1.097 Gedanken macht: „Wie soll das gehen, wie wird das, wie bekomme ich das überhaupt hin, wird das funktionieren“ und noch 1000 weitere, glaubt mir, das lustige ist, sobald man die Entscheidung trifft, sobald man springt, sobald man genau diesen einen Schritt geht, stimmt es einfach, es passt. Vor einigen Tagen habe ich ganz verwundert inne gehalten, weil mir bewusst wurde, dass sich noch nie etwas so richtig angefühlt hat in meinem Leben, noch nie so gut, noch nie so stimmig und schon lange nicht mehr so verdammt leicht. Und dann war mir schlagartig klar, das ist es also, mein Herzensweg. Ich bin dann also mal weg, gehe jetzt einen anderen, neuen Weg, aber vor allem meinen Weg und das ist doch letztlich alles was zählt, oder?