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Die Schrankfreundin

Unlängst habe ich ein sehr nettes Mädel kennengelernt. Sie geht ins gleiche Fitnessstudio wie ich, aber es ist mehr, wir gehen öfters zur gleichen Zeit. Ja, das ist ungewöhnlich, da wir sichtlich beide „frühe Vögel“ sind und bereits um 6h früh den Tag mit Sport beginnen.

Mir scheint fast, sie möchte gerne mit mir befreundet sein. Warum ich das glaube? Nun nicht nur, dass wir zur gleichen Zeit im Sportcenter starten, nimmt sie immer genau das Garderobenkästchen neben mir. Das ist doch sehr nett, oder? Obwohl alle anderen Kästchen um diese Uhrzeit frei sind, wählt sie immer genau das neben mir. Es hat etwas Verbindendes. Ja, so sehen wir uns nicht nur während des Sportprogrammes, sondern auch direkt und  sozusagen hautnah in der Umkleidekabine.

Ich glaube sie mag das und weil sie sich nicht traut mich zu fragen, ob ich ihre neue beste Freundin sein möchte, hat sie diesen sehr kreativen „Kästchen-Weg“ gewählt. Und als wir letztens wieder gemeinsam, so Arm an Arm standen, hab ich sie mal ganz direkt darauf angesprochen und sie gefragt ob ich das richtig verstehe und sie meine neue, beste Freundin sein möchte. Ich glaube sie ist auch noch schüchtern, denn sie hat nichts gesagt, nur verlegen gelächelt. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich ihr Verhalten schon länger beobachte, sie immer genau dieses Kästchen neben mir wählt und ich daraus schließe, dass sie meine Freundschaft sucht. Sie lächelte wieder ganz verhalten. Und als ich kurz darauf ging, drehte ich mich nochmals zu ihr um und rief ihr zu: „Ruf mich an!“ Sie lachte wieder verhalten.

Komisch, seit damals kommt sie nicht mehr trainieren und das Kästchen neben mir bleibt leer. Die muss ja wirklich sehr schüchtern sein. Also, wenn das klappen soll mit der Freundschaft, muss sie wirklich ein wenig offener werden …