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Reden wird doch überbewertet

Wo soll ich hier beginnen? Vielleicht mal ganz doof. Zu quatschen mag ich, klar, bin ja eine Frau und brilliere immer durch massive Zungeninkontinenz. Zu reden macht mir Spaß. Aber es ist mehr, viel mehr. Kommunikation hat das große Talent, dass es die Menschen verbindet oooder eben komplett, meistens allerdings „nur“ vorübergehend trennt. Genauso schnell wie die Kommunikation Brücken erbaut, reißt sie sie auch wieder nieder. Klar, dahinter oder davor stehen wir, wir Menschen, wir rundum individuell. Und das ist aus meiner Sicht das super „gierige“. Ich hoffe Sie verzeihen meine verbale Entgleisung. Es gibt jeden Tag mindestens eine feine Geschichte was Kommunikation oder Sprache im täglichen Leben so macht.

Hier zwei/drei meiner Lieblingsbeispiele:

Stellen Sie sich bitte mit mir folgende Situation vor: Sie sitzen im Lokal, überlegen was Sie bestellen möchten. Studieren die Speisekarte genauestens. Entscheiden Sie sich letztlich für? Nun, ich entscheide mich mal für uns beide, wenn Sie gestatten … Schinkenfleckerl. Sie bestellen also beim Kellner frohen Mutes Schinkenfleckerl. Darauf seine Antwort:“ Die müssen wir aber frisch machen!“. Meine inneren Reaktionen: „Ok, na da bin ich aber extrem froh. Altes würde ich auch nicht so gerne essen!“. Oder „Puh, Danke, dass Sie es sagen, da hab ich aber nochmal Glück gehabt!“. Oder „Ach, also ist der Rest auf der Karte „alt“?“. Oder letztlich „Nein, dann nicht so gerne, liebe die Reste vom Vortag!“. Mir ist natürlich total klar, was der Kellner mir sagen möchte, aber naja Sprache ist schon witzig.

Ein anderes Beispiel und verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt tief in die „Frau-Mann Kiste“ fasse. Ich hatte vergangenes Jahr eine Operation. Soweit so gut oder schlecht. Darauf hin schickt mir ein „alter Bekannter“ eine Nachricht, bitte teilen Sie diesen Dialog mit mir und bitte schmunzeln Sie auch gerne … ER: „Wie geht’s Dir denn grad so?“ ICH: „Du, grad geht’s mir gut!“. Darauf wieder ER: „Oh, das klingt ja wirklich nicht gut. Dh so generell geht’s Dir also schlecht. Seufz.“ Ich suche noch immer den Satz in dem ich sage, dass es mir schlecht geht, also bis heute. Bitte beachten Sie und wertschätzen Sie dieses durchaus empathische und gefühlvolle Ende „seufz“. Und ja, liebe Männer. Gut gemeint ist nicht immer gut. Dies ist mittlerweile in meinem Freundeskreis zum „running gag“ geworden. Ich finde das traumhaft.

Ich habe viele Jahre in der Beratung und als Trainerin gearbeitet. Ich muss wohl nicht erwähnen wie viele erhebende Momente. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Dame. Ich hatte Sie gefragt ob es ihr eher geistig oder körperlich nicht gut geht. Ihre Antwort: „geistlich“! Nein ich habe mich nicht verschrieben.

Ich bin der Meinung der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint und mir eine äußerst kreative Sprachbegabung mitgegeben. In jedem Fall aber das Talent unterschiedliche emotionale Zustände zu beschreiben. Ich muss wohl nicht darauf hinweisen, wir herausfordernd diese Begabung ist, wenn ich mit sehr sachlichen Menschen spreche. Wenn ich in den ausschweifendsten und emotionalsten Möglichkeiten beschreibe wie ich mich fühle oder wie sich etwas anfühlt, kommt ein nüchternes: „Und? Was willst Du mir damit sagen? Laut Statistik ist die Wahrscheinlichkeit gegen 0!“ Naja?! Gegen 0, und warum drücke ich es dann aus, richtig!, gegen 0, also bin ich die kleine Variation. Nun, das bin ich dann gerne! Aber gehen wir gerne noch einen Schritt weiter. Und wechseln wir zu jenem Teil der Kommunikation der verbindenden ist. Was ist mehr verbindend als ein einfaches lächeln? Auch wenn ein einfaches lächeln oft gar als befremdlich eingestuft wird. Ja, genau. Lachen Sie doch mal in die Menge hinein in einer U-Bahn oder in der Straßenbahn? Nein, alle lachen nicht zurück. Gerade in der U-Bahn lustig. Dann wird wieder angestrengt beim Fenster hinaus gesehen. In der U-Bahn auch Großteils unglaublich interessant, so ins Dunkle zu schauen. In den Tunnel. Alles was ich sehe ist mein eigenes, in diesem Fall, grimmiges Gesicht. Ja, das ist natürlich viel besser, ich weiß! Besser im Sinne von sicherer, vor den Wahnsinnigen, den Fröhlichen, den Lachern. Ich selbst lese häufig in der Zeitung, dass wieder einer von diesen verrückten Lachern jemanden aus dem Hinterhalt … angelächelt hat. Schrecklich! Wer will oder braucht denn das bitte?

Oder wie viele, verzeihen Sie, lustige, humorvolle und auch so ein wenig zum fremdschämende Erlebnisse hatten Sie schon, wenn es um den Satz „Ich liebe Dich“ geht? Bei mir waren es 2-3 … Hundert. Nein, jetzt übertreibe ich maßlos. Was zum Teufel aber macht man, wenn jemand sagt „ich liebe Dich“ und man selbst denkt sich. Ne, ne, ne, ne und ne! Leider oder Gott sei Dank durfte ich noch nicht Zeugin eines „Willst Du mich heiraten – Hilfe ich hau ab“ – Antrages sein. Ist sicherlich ähnlich. Wie reagieren, wenn nicht taubstumm stellen oder „Lauf Forrest, lauf“ nicht geht?

Und wenn ich das noch erwähnen darf … und das geht raus an Euch liebe Männer. Oft gesehen und vielfach nicht verstanden … Warum starten Männer ihre Heiratsanträge immer mit „Jetzt sind wir schon x-Jahre zusammen“. Ist das wie beim Autokauf, gibt´s ne Garantie die dann abläuft oder zu laufen beginnt? Oder gibt es eine Art Deadline, eine Partnerhölle in die, in dem Fall die Männer kommen, wenn sie diese „x-Jahre“ nicht erwähnen oder abwarten? Ehrlich jetzt? Gruselig Ihr lieben Männer!

Und damit es ein wenig ausgeglichener ist und damit Ihr Männer da draußen auch schmunzeln könnt, hier aus meinem eigenen Zauberhut. Für alle da draußen die sich noch an die Telefonzellen erinnern können. Damals war auf genau diesen zu lesen: „Zerstört sie nicht, sie können Leben retten!“. Viele, viele Jahre dachte ich seinerzeit, dass so zB ein Erdbeben passiert oder ein Großbrand, ich in diesen Telefonzellen sicher wäre. So als Unterschlupf gedacht. Wenn die Welt untergeht als letzte Zuflucht. Das es bei der Aufforderung darum geht, hier telefonisch um Hilfe bitten zu können. Das, nun das, hatte ich nicht auf meinem Radar.

Ich liebe Sprache! Ich liebe es mit anderen zu kommunizieren!