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Nackte Vorstellungsrunde

Es ist ja manches Mal schon unangenehm genug sich vorzustellen. Vor allem, wenn man sich eigentlich gar nicht präsentieren möchte. Ich habe mir vor langer Zeit eine Art Pseudonym ausgedacht, wenn ich einfach irgendwie nicht umhinkomme mich vorstellen zu dürfen. In diesem Fall heiße ich „Susi Sorglos“. Das passt dann meistens ganz gut. Was aber wenn die Situation ein Eckerl unangenehmer ist, geradezu peinlich oder sagen wir lustiger.

Um mehr von diesen Situation zu kreieren, wohne ich ja super gut, geradezu perfekt. Ich wohne in der Haupteinflugschneise zu einem der Wiener Hotspots- Aufriss-Lokale. Besonders eine Wohltat für jedes Ego. Ich bin ja totale Frühaufsteherin, ich stehe auch dazu. Ich liebe den frühen Vogel und bei mir heißt es definitiv, was ich nicht in der Früh erledige, bleibt liegen, denn wenn andere in Fahrt kommen, schlafe ich schon wieder. Aber genug davon. Wir waren ja bei meinem Ego. Wenn ich also in der Früh aufstehe und klaro suuuuper lecker aussehe. Haare tippi-toppi, frisch getuscht und geschminkt und bereits in den Designerklamotten unterwegs, dann als ersten Tatbestand am Morgen, gehe ich mit meinem Hund. Ich also raus auf die Straße, wie gesagt rein optisch schon mal der Knaller, treffe ich vielfach auf gut amüsiertes Publikum aus dem viel gelobten Hotspot. Also genau jenes Publikum, die auch mit fortschreitendem Alkoholkonsum keine Schnecke mehr „abbekommen“ haben. Kann ich persönlich ja nicht so verstehen. So gut durchgeschwitzt vom Abendprogramm und in jedem Fall sehr gut desinfiziert von all dem getrunkenen Alkohol. Meistens auch noch wesentlich kommunikativer als jemals. Und sie kommen im Rudel, also mit vielen anderen gemeinsamen Verbündeten, die jetzt auch nicht die Perle nach Hause bringen. Zurück zu dem Knaller Bild, ich lecker auf der Straße mit dem Hund und die Wonneproppen. Die sind aber auch sooo nett. Viele wollen mich gleich mal nach Hause bringen. Es dauert meist einige Zeit zu erklären, dass ich ja bereits zu Hause bin. Und dann loben sie mein attraktives Äußeres. „Puh, atme ich dann ein und wieder aus!“ Gut so, die haben also nicht bemerkt, dass ich noch im Tupfenpyjama stecke und die Haare vorgestern das letzte Mal gewaschen habe. Totaler Gentleman! So gehört sich das. Ja entweder man wirkt, oder eben nicht. Was so ne alte Pyjamahose alles an Charme verbreitet. Unfassbar. Grandios auch, dass ich bei dem zarten Schein von Morgendämmerung altersmäßig genauso aussehe, wie die „Männer“ die mich so in den Himmel loben, nämlich 20. Ich weiß auch nicht, warum so wenige so ungern zeitig aufstehen. Ich entdecke ausschließlich Vorteile. Viele beweisen mir dann auch noch ihre Sportlichkeit und beginnen Liegestütze auf der Straße zu machen, vor meinem Hund. Er erträgt es geduldig und ich, ja ich, hoffe das all das Essen und Trinken in ihnen bleibt. Was ebenso bleibt ist mein aufpoliertes Ego. „So fängt der Tag schon mal gut an“, denke ich.

Ja und dann war das eine Mal, wo ich mich nackt vorgestellt habe. Gibt es schlimmeres, nun ja, wenig. Als ich vor einem Jahr auf der Intensivstation lag, passierte es sozusagen. Ich weiß nicht wie viele eigentlich wissen, dass man auf der Intensivstation nackt herum liegt. Klar, ist ja irgendwie logisch. Sollte wieder etwas beunruhigendes passieren, wer hat den von den Ärzten großartig Zeit die Person noch geduldig auszuziehen? Niemand! Also liegt man (und natürlich Frau) nackt rum. Alles was als eine Art Gewand dient ist so ein doofer Lappen, als Decke getarnt und diverse Schläuche, Geräte und Nadel die an einem herumhängen. Und das ist zwar unterschiedlich je nach „Schwierigkeitsgrad“ aber dennoch nicht deckend. So lag ich also nackt rum. Ab und an kommt ein Pfleger und wechselt die Bettwäsche. Übrigens nur so nebenher, echt der Knaller wie schnell man die Bettwäsche wechseln kann, obwohl jemand im Bett liegt. Das Geheimnis ist, keine Rücksichtnahme! Aber irgendwann kam dann auch ein Arzt. Der schon mal fröhlich an mein Bett heran getreten, sagt kein Wort und deckt mich einfach auf. So jetzt lieg ich da nackt vor ihm. Ich denke nur „Geht´s noch“? Was dann aber aus meinem Mund kommt ist „Normalerweise kenne ich den Namen der Männer bevor sie mich nackt sehen“. Er schaut kurz auf und sagt trocken „Markus“, um dann weiter zu machen. Ich war dann auch still. Warum? Eh klar oder? Ich hatte meine Glückstupfenpyjamahose nicht dabei …