Zum Inhalt springen

Fifty Shades of Beauty

Es ist ja allgemein bekannt, dass „Schönheit leiden muss“, mir war allerdings bis vergangenes Wochenende nicht bekannt, wie sehr das mit dem Film „Fifty Shades of Grey“ zu tun hat. Das Gute daran – ich weiß jetzt Bescheid! Letztes Wochenende feierte ne Freundin von mir Hochzeit. Mein persönliches Ziel war es, den Beautydoc, nach diesem Tag aussparen zu können. Den Beautydoc kann ich mir jetzt zwar definitiv sparen, dafür muss ich wahrscheinlich zum Therapeuten.

Los ging es mit einer wunderbar, entspannenden Gesichtsbehandlung. Zumindest soweit der Text im Werbeprospekt. Zwei Dinge ich schon mal gleich vorweg dringend empfehle: Vorher NIE aber wirklich NIE mit betreffender Kosmetikerin diskutieren und ebenso NIE die Augen schließen. Zu sagen, dass die Dame etwas ruppig agierte, wäre die Untertreibung des Jahres, wenn nicht des Jahrzehntes. Und als ich da so lag, von Entspannung keine Spur – klar mit offenen Augen – und die Kosmetikerin auf mein Gesicht schlug (kein Mist), dachte ich an eine Reportage aus China, wo die Frauen unfassbar viel Geld zahlen, dass ihnen sichtlich gelernte Kosmetikerinnen im Gesicht und Dekolleté herumschlagen, weil das unfassbar straffen soll. Und dann dachte ich, nun ja, vielleicht hilft es ja. Als ich rauskam sprach mich eine Dame im Wartebereich an und sagte: „Sie sind aber sehr rot im Gesicht!“. Ich muss gestehen, dass auch alles sehr rot war und gebrannt hat. Und tatsächlich war meine Haut, übrigens nicht nur meine Haut, gespannt oder war es angespannt? Hmm?

Weiter ging es zur Massage. Ich war total erfreut, dass ich nun endlich die Augen schließen kann und, richtig, entspannen kann. Angefangen hat es auch sehr freudvoll. Bis zu dem ersten Aha, als ich dachte, man mein Po muss aber irrsinnig verspannt sein, denn von der 50 Minütigen Massage, wurden gefühlte 35 auf meinem Po verbracht. Gut, kann ich jetzt auch anders sehen und sagen, man kümmert sich noch gerne um meinen Po. Ich war dann dennoch super froh, als sie begann, sich meinen Füssen zu widmen. Zuerst. Und dann, nun wie soll ich das beschreiben, bohrte sie mit Hingabe mit ihrem Finger immer in meine Zehenzwischenräume. Steckte immer und immer wieder und schön der Reihe nach, genüsslich bohrend ihren Finger zwischen meine Zehen. Ich weiß, klingt schon unfassbar ekelhaft. Meine Augen waren also wieder offen, diesmal WEIT geöffnet und die vermeintliche Entspannung dahin. Und um ehrlich zu sein, hatte es etwas von sexueller Belästigung. Ich fühlte mich irgendwie schmutzig…

Wer jetzt glaubt, das war es. Nö! Ich sage ja, ich wollte richtig aufgepimpt werden, also da war da mehr nötig, viel mehr. Weiter ging es dann zur Maniküre. Ich mag es ja gerne, wenn es schnell oder schneller geht, da ich wie wir wissen, nicht die geduldigste Person bin. Also begann sie mit einer Art elektronischer Nagelfeile meine Nägel zu bearbeiten. Ja, schnell ging es, dass meine Nägel und Fingerkuppen abgeschliffen waren. Anfangs hab ich noch nervös gezuckt und gemeint, dass es schon sehr heiß ist das Gerät. War ihr aber egal. Ein einziges weiteres Mal habe ich mich noch getraut zu erwähnen, dass ein oder zwei Nägel eher etwas schief aussehen. Wenn Blicke töten könnten, würde ich da jetzt unter dem Tisch liegen.

An der Stelle hatte ich erste Erschöpfungszustände. Aber wie wir wissen, aufgeben ist keine Option. Also weiter zum Friseur. Da wurde mal sehr, sehr intensiv mein Kopf gewaschen, ja, hab ich richtig formuliert, der Kopf, die Haare waren wohl nur so etwas wie eine Beilage. Und das auf eine Art und Weise die Tote erwecken würde. Ich dachte nur passend, die letzte hat mich ja mit den Blicken getötet und jetzt sozusagen werde ich wiedererweckt. Anregend fand ich es persönlich jetzt nicht so, Erregend auch nicht, aber wiederum, wenn es hilft?

Unnötig glaube ich zu erwähnen, dass der Schnitt auch eher schief ging und war. Das verstehe ich aber. War sicherlich positiv gedacht und meiner Persönlichkeit angepasst. Was mich eher total schreckte war, als ich dasaß und ich im Spiegel sah, war da nichts mehr von einem roten, gestrafften Gesicht. Klar, nach dieser Tortur wollten meine Gesichtsmuskeln wohl nicht mehr und haben aufgebeben. Jetzt hing eher so alles recht lustlos. Besonders Sorgen machten mir die vielen roten Punkte in meinem Gesicht, eventuell ein Ausschlag? Gut, ich bin ja eine durchaus und gerne positive Person, also: „Super, ich werde wohl einen Tisch für mich haben bei der Hochzeit!“.

Letzte Rettung dachte ich in Solarium. Also Klamotten aus und rein in die gute Stube. Endlich ein wenig Ruhe und einfach genießen. Nach gefühlten 6,5 Minuten (also gerade mal der Hälfte der Zeit), schnappte das Ding ab und alles war dunkel. Zuerst dachte ich noch, dass ging aber schnell vorbei, bis mir bewusstwurde, nein, das Ding ist komplett aus und kaputt. Wie ich das herausfand, nun ja, das Ding ging nicht auf, der elektrische „öffnen“ Knopf ebenso tot wie der Not Knopf. Und während ich daliege und denke: „Na bitte, das kann es ja wohl gar nicht sein“, check ich schon mal meine Optionen. A) Laut schreien und yeah darauf hoffen, dass mich 1- ca. mehrere Personen nackt aus dem Ding holen. B) liegen bleiben und hoffen, dass sich das Ding wieder aktiviert C) irgendwie da rauskommen. Und, wollt ihr raten was ich gemacht habe? Wofür ich mich entschieden habe? Richtig, Variante Cirque du Soleil, also irgendwie selbst rauskommen. Das war ja ein Spaß. Seitlich ging das Ding gar nicht auf, da war nur ein ca. 5cm Schlitz. Also negativ. Unten war ein riesen Ventilator, keine Chance also auch negativ. Und oben, an der Kopfseite war eine Halterung für alle die sich zusätzlich in Frischhaltefolie einwickeln wollen oder drunter legen wollen (kleiner Scherz), – meine Chance, meine Option. Also habe ich mich komplett nackt (nur nochmals zur Sicherheit) oben zwischen Solarium und Halterung, ganz nach „Häuptling Spreizbein“ „rausgeschält“. Und weil das sehr eng war und/oder ich mich nicht genügend biegen kann wie ne Brezel, hat sich mein Po entlang der Abriss Linie für die Folie, soll ich weiterreden? Nicht schön. Der Vorteil, meine Würde war gerettet, womit ich meine, dass dieses Spektakel nur ich erlebt habe. Als ich rauskam, habe ich schon gefragt ob es Kameras gibt. He ich will ja nicht demnächst auf youtube eine Berichterstattung sehen.

Ja da war schon ein verdammt harter Tag. Ich habe viel darüber gelernt worauf ich stehe und worauf halt einfach nicht … is ja auch net schlecht, oder?