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Einfach atmen, ich bin noch hier

Wenn wir als Kinder hinfallen und wir ganz herzzerreißend weinen vor lauter Schmerz, dann kommen zuerst Mama oder Papa gelaufen und helfen uns. Sie pusten liebevoll auf die wunde Stelle und sagen: „Wird schon!“ In meinem Fall: „Bis du heiratest, ist alles wieder gut!“. Dann sag ich schon mal als erste kurze Zwischenmeldung: „Na Servas!“. Da muss ich ja noch die uuur Schlaglöcher am Körper haben, denn kein weißes Kleid und keine Heirat weit und breit. Und sichtlich handelt es sich auch nicht um die gefühlten 312 „Sonntagsbratennarben“ die meinen Körper bereits zieren. Also gleich nochmals und sicherheitshalber „Na Servas“!

Aber wenn wir älter werden und hinfallen, dann kommt seltener jemand oder auch gar niemand mehr, der uns die Hand hält, aufstehen hilft und uns tröstet. Es gibt ja Menschen die behaupten, dass jene unter uns, die öfters hinfallen, besondere Menschen sind. Nun, besonders oder einzigartig ist sicher toll und Hand auf Herz, wer von uns möchte nicht besonders sein. Und wir Frauen doch überhaupt, oder? Aber wer von uns und seien Sie gerne ehrlich, würde zustimmen und sagen: „Ja, gerne, ich möchte besonders sein!“, wenn damit z.B. 4 absolut einschneidende, lebensverändernde, herausfordernde Schicksalsschläge verbunden wären? Wer würde dann das Besondere „einkaufen“? In die ersten Reihe treten und bei dem Angebot „zuschlagen“? Moment, ich möchte das nochmals konkretisieren … und Sie haben vorher nicht fleißig Punsch getrunken. Sagen Sie dann JA?

Immerhin darf ich mich jetzt erstmals outen und bin unheimlich stolz, freue mich geradezu euphorisch, dass ich es jetzt zugeben kann … Ich habe JA gesagt. Sichtlich öfters. Meine kleine, zuckersüße Seele, wollte das gesamte Paket leben. Einmal sozusagen alles. Und nachdem ich unermesslichen Reichtum und Schönheit ja bereits so erfolgreich abgestaubt hatte … oder war es Intelligenz und 17 Kinder? Ich bin unsicher. In jedem Fall hab ich lauthals „JA“ geschrien.

Aber die wirkliche Frage des Tages ist doch vielmehr, was machen Sie, wenn es passiert? Wie gehen Sie dann damit um? Wie meistern Sie derartige Witze des Lebens? Was tun, wenn sich genau dann eben nicht der Boden öffnet und man verschlungen wird und auch nicht sofort tot aus den Latschen kippt? Kein Guru, keine Selbsthilfelektüre und kein Schamane weit und breit. Was dann? Wer wächst über sich heraus oder wächst mit den Herausforderungen und wer legt sich lieber schon mal hin wartet auf das unvermeidliche? Kauft sicherheitshalber bereits im Baumarkt eine Schaufel und fährt mal Richtung Friedhof? Was tun Sie dann? Wer sind Sie dann? Oder besser gesagt, zu wem werden Sie dann? Wer sind Sie, wenn es dunkel wird? Und was, wenn diese Herausforderung kein einmaliges Happening ist, sondern öfters passiert? Über Monate, Jahre?

Gut, einige von Ihnen sagen jetzt sicher: „Wer braucht denn schon bittschön so viel Mist, so nen Haufen Probleme?“ Und wer würde denn da wirklich im Universum „Hier!“ schreien? Genauso gut bzw. genauso wenig wie Fußpilz oder Hautausschlag. Stimmt! „Brauchen“ nun wirklich nicht, so ehrlich möchte ich sein. Allerdings denke ich, dass das auch nicht die Frage ist. Ich denke, dass wir das nicht mit Sicherheit und nicht einmal mit viel Unsicherheit sagen können, solange die Situation eben nicht da ist. Und wenn sie da ist, dann denkt glaube ich niemand darüber nach, ob man jetzt kämpft, weg läuft oder total apathisch ist. Es ist dann da.

Alle die mich etwas näher kennen, wissen das ich auch nicht immer vor Freude jauchzend in den Himmel rufe „Dankeschön!“. Ich hatte da schon meine eine oder andere ernsthafte Diskussionsrunde. Und wer generell Frauen ein wenig kennt, weiß … das kann dauern. Überhaupt wenn man so redefreudig ist wie ich. Und wer meine Kolumnen liest, weiß ebenso, dass ich gerne verhandle. Und letztlich wäre da ja noch mein „Weißer Magier“ der die bösen Drachen warnt und lauthals ruft: „Du kommst hier nicht weiter!“. Aber wissen Sie was hinter all´ dem steckt? Hinter all dem schreien, weinen, rufen, verhandeln & Co? Da ist ein Gedanke … Ich habe wirklich Glück gehabt, denn es ist nie wirklich etwas Schlimmes passiert!!! Ich bin jedes Mal wieder aufgestanden und habe mir zugeflüstert …

Einfach atmen, ich bin noch hier!