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Die Geigenspieler

Ich persönlich finde es ja immer „Hammer“, wie unfassbar schnell sich manche Menschen verlieben. Würde man das mit dem Einschalten eines Lichtschalters vergleichen, so würden die „Schelllieber“ (Hammer, oder?) , wenn sie in einen Raum reinkommen, direkt zum Lichtschalter hin und „zack“, eingeschalten ist. Ohne Umwege, ohne stolpern, hin zum Licht und läuft.

Vergleichsweise bin ich ja eher so die „Türschwellensteherin“. Ich weiß schon mal gar nicht ob ich in den Raum überhaupt rein mag. In jedem Fall ist man da schnell wieder weg und NEIN, das ist keine Angst oder kein Fluchtverhalten, dass nennt man Selbsterhaltung. Ok, doch Flucht.

Aber wenn ich dann schon mal meine zarten Füßchen reinstrecke, todesmutig, dann stolpere ich mal erst mal durch den Raum. Adlerauge natürlich Richtung – Türe, exakt! ICH stolpere also erstmal im Raum herum auf der Suche nach dem heiß begehrten Lichtschalter. Und während ich da taumle und suche und die Türe fixiere (anstrengend ist es schon mal), da kommen sie auch schon – die Geigenspieler. Noch nie gehört?

Die Geigenspieler – nun, bei den anderen ist ja das Licht bereits an und dieses visuelle Schnellerlebnis, wird jetzt noch untermauert durch auditive Begleitung: „also so etwas ist mir ja noch nie passiert, dass ich mich so schnell verliebe“, „DU bist ja die Frau meines Lebens“, „mit Dir möchte ich alt werden“, „daran hätte ich ja nie geglaubt“, „das ist Liebe“. Und so wird „gefiedelt“ was das Zeug hält. Manchmal freue ich mich ja, dass ich bei meinem durch den Raum gestolperte nur die Hälfte der „Gesänge“ bewusst mitbekomme.

Da wird gefeuert, was das Zeug hält. Ich frage mich ja immer wieder mal, worauf eigentlich? Meinen die mich? Nein, nicht weil ich selbst nicht für toll und unfassbar anbetungswürdig halte – kleines Scherzerl. Nein, sondern, weil ich immer verwundert bin, auf welcher Grundlage dieses fleißige „Fiedeln“ besteht. Denn – obwohl das Licht ja im Raum an ist seit Sekunde 1, gesehen werde ich ja nicht wirklich. Also vielleicht mal die leckere Oberfläche, aber mein kompletter mieser Charakter blieb da bis dato unentdeckt. Nochmals Scherz. Für mich ist das ja immer so ein wenig wie Tontaubenschießen. Feuer frei und irgendwas fällt schon um. Ich vermute der Prozess ist erfolgreicher wenn Alkohol im Spiel ist. Wieder kein Punkt bei mir – ich trinke nicht. Vielleicht beginnen ich aber demnächst, bei dem ganzen „Gefiedele“.

Ja, ich bin ja mittlerweile ein großes Mädchen und so weiß ich, dass diese atemraubende Untermalung nicht im Kopf und auch nicht im Herzen gedichtet wurde, sondern der Verfasser direkt in der Hose sitzt. Ihr erinnert euch? „Irgendwas fällt schon um“. Zur Entschuldigung der Geigenspieler. Ich verstehe schon, sichtlich funktioniert das System und die Gesänge zeigen vielfach erfolgreich ihre Wirkung. Also warum ändern??

He und damit hier keine Missverständnisse entstehen –  ihr wisst, ich bin im Herzen die, die an die große Liebe glaubt und daran, dass mein Po dann noch in ein Hochzeitskleid passt. ABER ich glaube fix auch an Ehrlichkeit und einfach mal raus und offen sein, sagen, dass was man wirklich möchte. Viel weniger Aufwand als ständig die gleichen Töne zu fiedeln. Also bitte liebe Geigenspieler da draußen, wenn denn schon mal das Licht brennt – wie hat der Helmi zu meiner Zeit immer gesagt „Augen auf, Ohren auf“! Und die Geige packt weg, die bringt es echt nicht. Mein persönliches Wort zum Sonntag over and out!