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Der Herzenskompass

Da gibt es einen Spruch, der mir die letzte Zeit nicht aus dem Kopf geht. Er lautet: „Wenn dir etwas nicht aus dem Kopf geht, dann ist es möglicherweise das Risiko wert.“ Mir geht es unter anderem mit dem Schreiben so, abgesehen von der Tatsache, dass ich wie bereits öfters erwähnt unter chronischem Sprechdurchfall „leide“ und es mir total die Freude bereitet, ist da auch eine kleine unermüdliche Stimme in mir zu schreiben, die ich immer im Kopf habe. Wie gesagt, einer der Dinge die ich im Kopf habe, oder besser gesagt im Herzen.

Und ich bin ja immer voll die mutige und sage: „Pff, klar gehe ich jedes Risiko ein, gehe durchs Feuer bla bla für meine Herzenswünsche!“ Grundsätzlich habe ich total das Kriegerinnenherz und bin bereit viel zu machen, viel zu tragen für Menschen und Dinge die mir wichtig sind. Einzig, wäre da nicht die andere Stimme, die nicht so ganz die mutige ist. Eher die vorsichtige, sehr vorsichtige. Es ist die Stimme des Kindes, dass gerade noch auf das heiße Bügeleisen gegriffen hat und die Wunde noch toll spürt. Die Wahrheit ist denke ich viel mehr, dass wir recht risikoscheu sind, vor allem je älter wir werden oder klüger, vernünftiger? Ist also diese Vorsicht klüger, ist es tatsächlich so, dass wir im Alter weiser werden? Hören wir dann mehr oder weniger auf unser Herz hören? Oder ist genau diese jugendliche Uneinsichtigkeit, diese Unerfahrenheit, die uns jedes Risiko nehmen lässt, genau das was wir immer brauchen würden?

Vielleicht hat es ja aber auch gar nichts mit dem Alter zu tun, sondern ist einfach die billigste Ausrede, die ich in dem Fall parat habe? Andererseits wozu anstrengen? Es gibt ja einen anderen Spruch der besagt, dass die Dinge die wirklich in das eigene Leben gehören, da auch sozusagen reinfallen, genannt „der Zufall“. Das würde ja dann wieder bedeuten, dass alles so wieso passiert, egal was ich mache oder eben nicht. Lustigerweise stresst mich dieser Zugang unfassbar. Eventuell, weil es etwas mit meinem absoluten „No-Go Wort“ zu tun hat – Geduld oder mit meinem zweiten „No-Go Wort“ – Loslassen.

Irgendwie will mein Herz das bis dato nicht so richtig verstehen. Ich habe also diesen sehr prägnanten Herzensruf und ich darf und soll diesen Ruf auch hören, ihn verfolgen aber dann wieder loslassen? Also bitte?! Und nein, ich bin kein Doofi – ich verstehe natürlich, dass so eine verbissene Sichtweise und daraus resultierend eine sehr ungesunde Energie nicht weiterbringt, aber wie zum Teufel kann man „leicht wünschen“? Vor allem, wenn alles in meinem Herzen ruft?

Und dann sind wir gleich bei der nächsten Frage: „Wie lange behält man diese Herzenswünsche und wann hört man auf sie zu verfolgen, lässt los, gibt letztlich auf?“ Wie lange ist lange genug? Und gibt es überhaupt ein „zu lange“, wenn unser Herz ruft? So lange bis eine Türe sich öffnet? Oder stehen wir letztlich vor der falschen Türe? Lässt uns gar diese Verbissenheit vor dieser Türe zu stehen, die richtige gar nicht sehen?

Wenn mein Herz einen Kompass hätte und mich automatisch zu den für mich passenden, den richtigen Dingen führt, es mich dort hinzieht, ist meiner dann kaputt? Man weiß es ja nicht, vielleicht wirken sich vier Herzoperationen am Ende doch eher wie ein veraltetes Navi aus das mich im Kreis führt? Oder ist der Herzensweg immer der der irgendwie länger dauert? Müssen wir uns entwickeln, unsere Erfahrungen machen, müssen wir gar auf das Bügeleisen greifen, weil genau das unseren Kompass ausrichtet, die Kompassnadel schärft? Ich kann es euch leider nicht sagen, alles was ich weiß ist, dass ich diese Herzensrufe nicht ignorieren kann…