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Der sexy Hase

Habt ihr jemals darüber nachgedacht was „sexy“ ist? Ist sexy für jeden etwas anderes? Verändert sich diese Wahrnehmung oder der Wert den wir dafür bestimmen? Oder ist „sexy“ an gewissen Parameter bestimmbar und lassen sich diese entstehenden Resultate dann an jedem messen? Ich persönlich finde ja, dass es definitiv für jeden etwas anderes sein muss, denn wenn ich mich da draußen so umschaue, gibt es sehr viele Beispiele, wo ich persönlich sagen würde „ne, finde ich jetzt nicht so arg prickelnd“. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, müsste es also reichlich Menschen da draußen geben, die das super heiß finden.

Weiteres vermute ich als Frau, dass gewisse „Eckpfeiler“ immer gelten. Ein Beispiel: Ich glaube, dass Frauen in kurzen Röcken und gewagten Ausschnitten, wohl Männer immer ansprechen. Ich kenne verdammt wenige Männer, die sagen: „Wow Schatz, du siehst so heiß aus in deinem alten Jogger, total sexy!“. Andererseits kann man vermutlich fast alles anziehen, wenn man(N), Frau liebt. Zumindest sagen viele dann: „Schatz, du könntest einen Kartoffelsack anziehen und wärst heiß“. Ich habe es nie probiert und ebenso dann nicht die Reaktion abgewartet.

Aber ich fand jetzt auch selbst nie, dass ich so der ultra, heiße, sexy Haase bin. Was ich meine ist, dass ich als durchaus hübsche, attraktive, intelligente und junge Frau, die ganz und gar normal ist. Ich laufe weder permanent in Stöckelschuhen herum, noch, trage ich Röcke, die eine durchschnittliche Gürtelbreite haben. Zusätzlich bin ich es gewohnt Unterwäsche zu tragen – ja, ich weiß, das ist heute ja nicht mehr selbstverständlich – und stehe wirklich gerne dazu. Das inkludiert übrigens die Tatsache, dass bei mir nichts, aber auch gar nichts, raus- und/oder herum hüpft. Oder sollte ich heutzutage besser sagen, trotz der Tatsache, dass nichts „raus hüpft“ aus meiner Bluse, ist mein Körper nicht gewohnt – selbst nicht nach berühmten Filmen wo das Klebeband eine Hauptrolle bekommen hat – abgeklebt zu werden. Ja, viele würden wahrscheinlich jetzt einstimmen und sagen: „Naja, jetzt nicht so prickelnd“!

Vor gefühlten 300 Jahren hatte ich einen Freund (ja, ich weiß was für eine Überraschung) und der sagte immer, dass ich „sehr hübsch“ bin, „aber jetzt nicht so wie ein Model, eher wie eine Hausfrau…“. Nun ich grüble bis heute ob das eher nett war oder eher aber nicht. Die Mehrheit der Stimmenanteile in mir sagen „NE!“. Aber wenn ich diesem Gedanken folge, dann bin ich wohl auch „Hausfrauen-Sexy“. Und bitte, ihr könnt gerne selbst abstimmen und mich anschreiben, was das dann bedeuten würde.

Mir gefallen ja selbst viele der Frauen, die immer super gestylt, geradezu perfekt „aufgepimpt“ herum laufen und das sichtlich immer, zumindest stelle ich mir das dann vor. Ich finde das großartig, so perfekt zu recht „gezimmert“, „bestöckelt“, gepudert, „gerüscht“ mit der Designertasche und den diversen Label-Sonnenbrillen, dem Coffee to go in der Hand und in der anderen Hand dem Porsche Schlüssel. Porsche und Coffe to go nehme ich selbst gerne, der Rest fühlt sich auf Dauer einfach sehr anstrengend für mich an. Anstrengend, weil ich mir denke, wenn das die einzige Wahlmöglichkeit ist, dann ist das sehr streng und eingeengt. Wenn ich früh morgens, wenn ich zum Bäcker gehe, schon so aussehen müsste, „huch“. Ich sehe früh morgens mal einfach nach „Bett“ aus, nein, das ist nichts „versautes“. Das bedeutet, dass ich ein wenig „zerknauscht“ bin von meinem Polster und ein wenig meine Haare, genau die Himmelsrichtungen anzeigen, in die ich mich in der Nacht gedreht habe, also einfach mal alle. Das und wie wir alle schon gehört haben, meine super, heiße, sexy (das finde im Übrigen nur ich) Tupfen-Pyjamahose sind zumindest für mich eine Bombenmischung. Wenn das und der Fakt, dass ich ein absoluter „Frühmorgens-gerne quatschen-strahlekeksi“ bin, gleichsam bedeutet, dass dies sexy ist, dann bin ich dabei. Falls nicht, „huch“, dann wohl nicht. Ich schätze dann muss ich doch warten auf einen Mann der extrem schlecht sieht.

Mir gefällt’s ja am besten, wenn alles so mehr situativ ist. Ähnlich wie beim Essen. Wenn ich Lust habe auf „Pommes Bude“, dann grandios, gehe ich dort hin. Ich müsste es allerdings nicht jeden Tag haben. Gleiches gilt für das tolle In-Lokal. Wenn ich Lust habe, perfekt, gehe ich gerne dort hin und habe einen tollen Abend. Jeden Tag allerdings, nein danke. Der gute Mix macht es doch aus. Wenn ich eines davon täglich müsste, würde ich es weder noch schätzen noch genießen können.

Und nur damit mich nicht jeder jetzt falsch versteht. Ich meine NICHT, dass ich mir jeden Tag eine neue Frau suchen soll. Ja, sorry Männer. Ich weiß, wäre sicherlich für viele eine Brülleridee, aber nein. Ich meine, ich selbst mag Menschen an meiner Seite die vielfältig sein können, wenn ich gerade Umzug habe, na dann bitte gerne in Handwerksklamotte und bei einer Vernissage gerne der Anzug. Das ist zumindest heiß für mich. Wandelbarkeit, Vielfältigkeit, Veränderung, Entwicklung sind dann die passenden Wörter. Das finde ich heiß und sexy, das reizt mich.

Also Männer, wenn euch künftig jemand fragt, was heiß ist, dann ist die formal korrekte Antwort lauthals „Claudias Tupfen-Pyjamahose“ sonst gibt’s was auf die Löffel und noch was, nur so, weil ich nicht sicher bin, dass sich das schon herum gesprochen hat: „Sexy ≠ netter Mensch“ und „Netter Mensch ≠ unsexy“. Perfektion muss aber auch nicht „sexy & netter Mensch“ sein.