Zum Inhalt springen

Klopf, klopf

Wie wir bereits gelernt haben, gehöre ich zu den Menschen die Überraschungen überhaupt nicht mögen. Und zur „Überraschungskiste“ hören für mich auch ungebetene Gäste. Deshalb ist meine Türklingel demontiert. Tja, da kann man sich schon mal den Finger wund drücken vor meiner Türe und Schneewittchen öffnet nicht.

Die Wahrheit ist, als ich begriffen hatte, dass mein Traumprinz echt nicht höchstpersönlich bei mir vorbei kommt mit Blumen in der Hand, hab ich das Scheiß Ding abmontiert. Die Batterie der Klingel wäre ohnehin bereits tot, bei der Anreisezeit von gefühlten 312 Jahren. So wie ich oder mumifiziert und so wie ich dann aussehen und/oder riechen würde, hat eh keiner Lust mehr zu klingeln. Ergo, das Ding musste sterben. Mal ernst, oder zumindest so gut ich das kann …

Aber tatsächlich klopft nicht nur der Postbote, der Nachbar und/oder ungebetene Gäste, nein, auch das Schicksal kommt gerne vorbei. Spätestens jetzt hab ich die Hälfte von euch auch auf meiner Seite, oder? Da erscheint die Klingel abzudrehen sogar noch zu wenig und ein Umzug rückt in den Fokus. Hilft aber nix. Hab ich alles durch.

Das Schicksal ist so etwas wie ein Profistalker, es findet dich immer und überall. Na, Hose voll? Blöderweise gibt es für diesen Fall keine Polizeistation, wo wir eine Anzeige machen könnten, oder besser gesagt eine Strafverfügung mit der Auflage fordern könnten, dass sich das Schicksal uns nicht mehr als auf 30 Schritte nähern darf. Das wäre es!

Wollen wir aber auch gar nicht, denn jedes Mal wo es klopft, sind wir wie kleine Kinder zu Weihnachten. Es klingelt, das Christkind ist da, Geschenke, yeah! Wir laufen los und freuen uns wie Wolle. Reißen die Türe auf und grinsen von einem Ohr zum anderen. Stimmt ja auch, bedingt. Die Pakerln sind zumeist auch ganz ansprechend verpackt. He, wer würde das Ding sonst überhaupt entgegennehmen und öffnen? Ne, ne, ne, ne. Nur der Inhalt, dieser entfaltet sich das eine oder andere Mal als nun-ja suboptimal, doof, ungut, böse bis hin zu uns in die Knie zwingend. Dann ist die Türe aber schon auf und das Päckchen ausgepackt.

Lustiger weise (ha, ha!) kann es gut passieren, – wir lernen ja alle – dass wir genau dann mal ein Paket ablehnen, das Klopfen ja nicht mal hören, wenn, ja wenn das Schicksal uns quasi küsst. Gut, ich habe gelernt niemanden zu küssen, den man nicht kennt. Ist doch irgendwie wieder mal wie in dem Märchen – woher soll ich verdammt wissen ob mich der Goldregen trifft oder ne Ladung Teer. Bin ich eine Hellseherin? Ja, doof gelaufen, nicht umsonst sagt man Karma ist eine B…! Sogar die EAV hat vor hunderten Jahren gesungen: „Mach nie die Türe auf, sei nie zu Hause…“!

Falls ihr jetzt glaubt dass ich gar keine Pakete annehme. Weeeeeiiit gefehlt. Ich bin die Christkind-Tante. Klopft das Schicksal laufe ich los mit dem fettesten Grinsen, Pavlov hätte seine Freude an mir gehabt. Und dann – Pakerl aufgerissen uuuuunnnd? Stimmt, die Verpackung vor lauter Ärger verputzt. Na dann allseits MAHLZEIT!