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Die Krux an der Sache ist

Es gibt ja so ne ganze Menge an Wünschen, Erwartungen, Zielen und Bedürfnissen die wir haben und im Laufe unseres Lebens entwickeln. Und ich meine jetzt nicht reich sein oder Erfolg haben, auch nicht ein Haus, sieben Autos und dergleichen. Ich meine tiefliegenderes, vergrabenes, Dinge die wir oftmals weder bewusst wissen, noch so richtig zum Ausdruck bringen können. Klar, dass Ihr Euch jetzt fragt, wie können das dann Ziele oder Bedürfnisse sein?

Ein Beispiel: Es gibt Menschen, deren größtes Bedürfnis es ist, gesehen zu werden. Was meine ich damit? Gesehen zu werden, wie sie wirklich als Mensch sind, wahrgenommen zu werden, als der, der man ist. Sie wünschen sich jemanden, der in der Lange ist, hinter ihre Maske schauen zu können, ihre Narben zu sehen, die Verletzungen die wir alle nun mal haben. Jemand der sagt: „He, ich sehe Dich, ich fühle Dich, wer Du bist, was Dich ausmacht, welche Bedürfnisse zu hast, was Dich in Deinem innersten rührt, was dich schmerzt UND ich wertschätze das, ich nehme darauf Rücksicht, gehe darauf ein, bin bei Dir. Und jetzt wird complicated – genau diese Menschen sind oftmals im Äußeren gar nicht in der Lage sich zu zeigen. Weil sie eventuell vor langer Zeit gelernt haben, ihr Gesicht zu verbergen, ihre Tränen, ihren Schmerz, ihr Bedürfnis nicht zu zeigen, nicht zum Ausdruck zu bringen. Warum? Weil sie bis dato keinen Wert hatten, weder ihr Schmerz, noch Ihre Werte. Es war nicht gefragt, dass sie sichtbar sind und werden, weil sie keinen Platz hatten. Weder sie selbst, noch ihre Bedürfnisse und so haben sie gelernt ihr wahres ich zu verbergen, sich unsichtbar zu machen, schnell wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Es ging ja nie um sie selbst, sondern immer um die anderen. Deren Präsenz war so übermächtig, deren Schmerz wichtiger als ihr eigener, in deren Leben waren sie zu sehr mit sich beschäftigt.

Oder. Menschen, deren größtes Bedürfnis es ist gehört zu werden, oder noch mehr nicht nur gehört, sondern verstanden zu werden. Sie wollen, dass man ihnen zuhört und ihre Worte nicht einfach wegfliegen ins große gesagte, sondern beim anderen landen, hoffentlich im Herzen und hoffentlich, ja hoffentlich werden sie dann verstanden und nicht wieder überhört, oder gar missverstanden, wie so oft davor. Ähnlich wie die Unsichtbaren, haben sie gelernt, dass andere eine viel lautere Stimme haben und selbst wenn sie schreien, ist es nicht laut genug um ihren Schmerz zum Ausdruck zu bringen, ihren Ärger, ihre Ohnmacht. Und selbst wenn sie etwas sagen, dann hat es keinen Stellenwert, niemand versteht wieviel Gedanken er sich macht, wie viel Sorgen er versucht zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig ihm die anderen sind und wie verletzt er sich fühlt von der Übermacht der Stimmen und Worte der anderen. Es ist als ob ihre Stimme da draußen kein Gewicht hätte, also lernen sie zu verstummen. Sie hören auf zu reden, ihre Worte verhallen im Nirgendwo. Also verstummen sie komplett. Sie wandern in die Sprachlosigkeit, in die Wortlosigkeit, ziehen sich zurück aus jeglicher Kommunikation.

Und jetzt kommt das Thema an der Oberfläche. Wie sollen die Menschen gesehen werden, die gelernt haben so schnell wie Flash ins Unsichtbare zu verschwinden? Und wie sollen Menschen gehört werden, die keine Stimme haben? Beide tragen tief in sich einen anderen Wunsch, aber einerseits durch ihre alten Erfahrungen und andererseits durch ihr aktuelles Verhalten werden sie das nie bekommen. Ist das nicht eine Krux?