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Das Schmerz Battle

Wir leben in einer Wettbewerbskultur, in der irgendwie alles in Konkurrenz zu stehen scheint. Kinder in der Schule, spielen bereits in der Sandkiste das Spiel: „Aber mein Papa hat…, und meine Mama hat …!“ Und Eltern ihrerseits rüsten ihre Kinder mit adäquaten Accessoires, damit diese wiederum in der Schule nicht gemobbt werden und im eigenen Freundeskreis tadellos vorzeigbar sind, man will sich ja schließlich nicht blamieren vor den anderen. Als Jugendliche/r geht’s dann freudvoll weiter. Mama und Papa erzählen wie unfassbar stolz sie sind, dass Junior oder Prinzesschen nun Jura oder Medizin studiert und diese wiederum glänzend mit dem letzten Weihnachtsgeschenk, der Mercedes Limousine. Wer hat der hat nun mal. Und als quasi Erwachsener hat man permanent soooo viel Stress (das ist ja das „neue cool“), klar, die 112 MitarbeiterInnen belasten und die drei Firmen und es gilt den Vorjahresumsatz weiterauszubauen. WIR wollen die sein, die als erstes in der Früh aufstehen, die am wenigsten schlafen, die meisten Termine haben und in jedem Fall die längsten Arbeitstage. Dazwischen heiraten wir mit 435 Gästen, haben viele Kinder und noch mehr Haustiere. Sei es drum, da muss man halt mithalten, die anderen sollen ja schließlich nicht denken, dass alles ein Spaß ist.

Selbst wenn wir eines Tages im Spital wach werden und unsere Kommunikationsfähigkeit durch den Rückgang an Schmerzmitteln wieder gegeben ist, geht es weiter. Denn dann hat uns DER Professor operiert und das 16 Stunden am Stück, haben natürlich ein Einzelzimmer und sind in nur vier Tagen entlassen worden. Reha, nein das kann man sich natürlich nicht leisten, also bitte, wer hat denn so viel Zeit? Die 112 MitarbeiterInnen und die 3.012tausend AnruferInnen warten doch bereits.

Und wenn eines Tages noch weniger möglich ist, selbst dann messen wir uns an Krankenstandstagen, unterschiedlichen Medikamenten, wo es genau überall weh tut, bei wie vielen Ärzten man schon war, am 12.Herzinfarkt, der 97.Stent und und und. In jedem Fall scheint es darum zu gehen entweder VIEL besser oder VIEL schlechter als alle anderen „dran zu sein“.

Schlussendlich läuft es doch darauf hinaus, wer macht es wenn wir nicht? Wer ist denn sonst super direkt zum Kunden, wenn nicht wir? He, es wird doch Zeit, dass ihm jemand die Wahrheit sagt und ehrlich ist, oder? Und wer klärt die anderen auf, wie es tatsächlich läuft? Natürlich wir, einer muss es ja tun, wo kämen wir denn da hin? Unser Weg ist der der zählt, unsere Sichtweise die richtige, unsere Herangehensweise erfolgreich erprobt und unsere Bedürfnisse die, die wichtig sind. Wenn es ich schwer hatte oder habe, sollen andere ebenso leiden.

Und weil die Konkurrenz da draußen so hart ist, darf ich mir ja nichts gefallen lassen. Ich muss noch vor dir direkt sein, ehrlich sein, gleich mein Maßband rausholen und zeigen wie viel besser ich bin, damit es keine weiteren Diskussionen darüber gibt. Damit klar ist, wo der Frosch die Locken hat, wo du stehst, wie du tatsächlich bist, weil ich kann das und ich weiß das.

Life is a battlefield Baby, kein Ponyhof! Werde mal lieber Erwachsen!!!