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Arschbrot

Ich habe in meinen Seminaren mit den Jugendlichen immer lustige (ja genau, lustig für mich) Denksportaufgaben gemacht. Eine davon ist „Arschbrot“, genauer gesagt, aneinander gereihter Buchstabensalat, der ein Wort ergeben soll(te), wie auch dieses. Wer weiß es – schnell? – korrekt!, „Rotbarsch“. Wie ich darauf komme? – oder – Warum ich Euch das erzähle? Ich finde, dass es im Leben, mit den Menschen nicht anders ist …

Kennt ihr das? Du lernst „Rotbarsch“ kennen und dann ist es doch „Arschbrot“, oder umgekehrt. So ist das, true Story! Alles was du erhältst ist dieses Starterpaket Buchstabensalat beim Lebens-Ausgabeschalter und zwar ohne Bedienungsanleitung – für das Quäntchen mehr Spaß, ist doch klar. Und dann liegt es Großteils an dir selbst, zumindest aber zu 100% daran, was du täglich daraus machst. Yeah, ich weiß, ich werde schon wieder sehr tiefschürfend philosophisch. Da müsst ihr jetzt durch, dass ist mein ganz besonderer „Feiertagscharme“, oder die Tatsache, dass ich wieder ein Jahr älter wurde und unfassbar reifer bin, oder war es weiser?

In jedem Fall ist es schon so ein wenig wie in Forrest Gump, das Leben ist wie eine Pralinenschachtel und man weiß nie, was einen als nächstes erwartet, noch wie einem das schmeckt. Und ich dann wieder eher so: „Grr, don´t like!“ Ich würde lieber VORHER wissen was kommt und/oder wie das schmeckt. A) Mag ich keine Überraschungen und B) mag ich keine Überraschungen. Darum mag ich auch keine Überraschungseier. Ich bitte dich. Erstmals „Überraschung“ und dann, weiß ich nicht was da drin ist. Geht gar nicht!

Also „Buchstabensalat“ wir zumeist durchs Leben, immer auf der Suche und im Bemühen das Wort zu finden, zu bilden. Und in der Hoffnung, dass es ein richtig GUTES ist. Es gibt ja diesen tollen Spruch, dass jede Situation, jeder Mensch in unserem Leben wahlweise ein Geschenk ist oder eine Prüfung. Achtung, Achtung – klar, erst – im Nachhinein. Mal ehrlich, was für ein beschissener Deal. Im Nachhinein?, ernsthaft? Ich weiß ja nicht wie das bei euch ist, aber ich kaufe erst, NACHDEM ich es probiert habe, es passt UND gefällt, ich zufrieden bin.

Stopp, ok – ich weiß, wir Mädels neigen manchmal zu Verzweiflungseinkäufen. Für den Augenblick ist es suuuuper und macht uns fröhlich. Zu Hause vor dem Spiegel sieht das schon ganz anders aus, aber so was von. Da schauen wir uns an und denken: „Ach du Scheiße, wie sieht das denn aus!“ und wandert gemeinsam mit einem todesverachtenden Blick in den Schrank. Und ja, wir reden noch vom Shoppen 😉

Aber im Leben soll es also kehrvert funktionieren? Alles klar. Da kauft man cool bis mutig oder doof bis verzweifelt ein und dann „Suprise“! In anderen Worten: Geschenk oder Prüfung, Arschbrot oder Rotbarsch. Ich bin ja noch damit einverstanden, wenn es ein Geschenk ist, nun-ja bedingt, soll ja fein sein, oder? Aber ne Prüfung, ein Test – pff! Echt jetzt? Ich muss also getestet werden (sorry, ich DARF getestet werden, immer positiv bleiben!) Wofür denn bitte? Für den Aufstieg ins? Für Erleuchtung? Ob ich es endlich verstanden habe? Schon gut, ich weiß ich bin eventuell, vielleicht unter wenigen Umständen etwas betreuungsintensiver, beratungsresistenter aber mal lustige Gegenfrage ans Leben: „einfach mal die Geschenke ein wenig fairer oder intelligenter zu verteilen ist jetzt keine denkbare Option, ne?“ Gut, also her mit der Prüfung, mit Multiplechoice Test, der ranzigen Praline … dem Arschbrot.

Laut einer bekannten Bestsellerautorin soll man einfach alles glücklich annehmen und sich total darüber freuen! Moment!!! Ne, ne, ne, ne. Was ist denn da los? Sonst gibt es ja auch Rückgaberecht. Hallooooooo!!!! Und dann noch freuen? Ernst jetzt? Wer freut sich beim Uno spielen über ne 4plus, wer geht gerne ne extra Runde übers Los und muss EUR 200 abdrücken (ich entschuldige mich wiederholt, DARF abdrücken)? Wer freut sich über das 93. Paar Socken zu Weihnachten? Wer, wenn im Überraschungsei absoluter Mist ist? Wer über ungeliebten Besuch? Ich bitte euch?

Mal ehrlich, mich trügt die Idee, dass das einzige Arschbrot, dass ich hier erkenne, richtig, das L E B E N ist. Nun, Leben heißt ja auch nichts anderes als N E B E L. Gut, jetzt macht es natürlich wieder Sinn. Also Leute, dann weiterhin viel Spaß da draußen im Nebel und immer schön freuen!