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Das tote Pferd

Kennt ihr den Volksspruch: „Eine aufgewärmte Gulaschsuppe, ist nicht gut!“? Was der Volksmund wohl damit meint, ist, dass es gar nichts bringt, alte, eventuell bereits abgeschlossene Beziehungen wieder aufzunehmen und „wiederzubeleben“.

Mir fällt dann immer das arabische Sprichwort ein: „Wenn du merkst, das du ein totes Pferd reitest, steig ab!“. Nur dass es so eine Sache ist mit der Feststellung des Todes. Vielleicht schläft der Gaul ja nur, macht ein Nickerchen, ruht sich kurz aus, sammelt Kräfte? Oder das Pferd ist krank und braucht Hilfe? Oder aber es braucht ein wenig guten Zuspruch, eine Art Motivation? Tief in uns wissen wir aber, dass das alles nichts mehr bringt, es ist einfach tot. Aber noch eine andere Stimme in uns, will es nicht wahrhaben und versucht nochmals alles um das Pferd wieder auf die Piste zu bekommen und uns selbst in den Sattel.

Ich bin ja normalerweise eher die, die schon beim kleinsten Stolperer des Pferdes absteigt und … läuft, nämlich wegläuft. Ja, ich habe da so ein „Forrest Syndrom“, eine Art erster Reflex, ähnlich wie die Menschen früher, die mal weggelaufen sind, sicherheitshalber, man weiß ja nie. Selten kehre ich zurück und schau mir den Gaul nochmals aus der Ferne an und beobachte und manchmal zweifle ich: „Hatte ich mich getäuscht? Vielleicht war das Pferd ja gar nicht tot?“. Aber dann, bei näherem hinschauen, sehe ich: „Nein, Fehlalarm, wirklich tot!“ Und irgendwie tut das dann weh, weniger die entTÄUSCHUNG, sondern vielmehr das Einsehen, das Akzeptieren.

Ja, Menschen gehen auseinander, aus unterschiedlichen Gründen, meistens aber, weil sie aufhören etwas für einander zu fühlen, weil sie sich entschließen in unterschiedliche Richtungen in den Sonnenuntergang zu reiten. Das Kind in mir, findet es dennoch immer traurig, weil ich es nicht schön finde, wenn Menschen aus meinem Leben verschwinden. Die große und manchmal sogar erwachsene Version von mir, versteht das, sieht auch das Gute darin, nämlich, das es um Entwicklung geht, um Vorankommen, darum das sonst auch nichts Neues entstehen kann.

Einer meiner besten Freunde hat immer gesagt: „Reisende soll man nicht aufhalten!“. Das war wirklich weise. Menschen, die nicht mehr Teil deines Lebens sein wollen, sollte man loslassen, man sollte absteigen. Der Witz an der Sache und das habe ich selbst lange nicht verstanden ist, will ein Mensch in deiner Nähe sein und dich in deinem Leben haben, dann wird er mindestens genau so viel dafür tun, wie du selbst. Ja, ich weiß, das klingt unglaublich banal, aber wir neigen dazu, wenn wir sehen, dass das Pferd strauchelt, mehrere Rollen zu übernehmen. Vom Pfleger, zum Arzt bis zum Reiter, wir versuchen alles.

Und weil ich heute schon so viele kluge Sprüche „raushaue“, einen hab ich noch. Der ist so etwas wie mein Maßstab geworden: „Wenn es leicht ist, ist es gut, wenn nicht, dann nicht.“. Ja, Beziehungen sind auch Arbeit, aber vorrangig sollten sie sich leicht, freudvoll und füllend anfühlen. Tun sie das nicht, steig ab.